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Heinrich Heine und das SARS-CoV-2

Beitragsbild: Entnommen aus Wikimedia Commons, Public Domain


Natürlich hat der deutsche Dichter Heinrich Heine mit dem „Coronavirus“ in erster Linie nicht viel gemeinsam. Denn der Poet, der zugleich auch Journalist war, lebte lange vor der aktuellen Pandemie, nämlich von 1797 bis 1856. Doch auch Heinrich Heine erlebte in seinem Pariser Exil den Ausbruch einer Pandemie. Denn von 1826 bis 1842 wütete die zweite Cholera-Pandemie auf der Erde. Heine schrieb von 1831 bis 1832 für die „Allgemeine Zeitung“, welche von Johann Friedrich Cotta1 gegründet wurde, mehrere Artikel und Tagesberichte über die politische Situation in Frankreich. Später wurden diese Berichte als Sammlung mit dem Namen „Französische Zustände“ zusammengetragen. In seinem sechsten Artikel schildert Heinrich Heine seine Erlebnisse, denn Paris wurde im Frühjahr 1832 von der Cholera heimgesucht.

Zwar ist Cholera eine bakterielle Infektionskrankheit, während Covid-19 ein Virus ist, doch Heine beweist, dass die Menschen bei der damaligen und heutigen Pandemie einige Parallelen aufweisen.

Heinrich Heine beginnt mit der Tagespolitik in Frankreich und beginnt dann, über die Lage zu berichten. Zunächst erklärt er, dass er Paris nicht verlassen hat, weil er einem kranken Bekannten beistehen wollte.

Aber es lassen sich auch andere Gründe anhand von Heines Briefverkehr aufzeigen. So schrieb er an einen Freund: „Es war nicht eigentlicher Mut, dass ich nicht ebenfalls von Paris entfloh, (…) ehrlich gesagt, ich war zu faul.“ Seinem Verleger in Augsburg gegenüber begründet Heine sein Bleiben mit seiner journalistischen Pflicht, über die Ereignisse zu berichten.

Als das „Coronavirus“ in China ausbrach, hatte dies kaum Einflüsse auf den Alltag in Deutschland. Alles ging seinen gewohnten Gang. Denn das Virus war für die meisten in einer weit entfernten Hemisphäre. Es änderte sich auch nichts, als im Januar 2020 das Virus auch Deutschland erreichte. Zwar wurde man hierzulande etwas vorsichtiger und nachdenklicher, aber erst zwei Monate später kam der große „Lockdown“ und das damit verbundene Ende des altbekannten Alltags. Auch der Journalist schrieb über das Phänomen. Denn er berichtet, dass trotz der offiziellen Bekanntgabe über den Ausbruch der Cholera die Pariser unbeeindruckt feiern gingen und dabei Masken trugen, welche: „…, die Furcht vor der Cholera und die Krankheit selbst verspotteten.“  Als während dieser Feierlichkeiten die ersten Erkrankten auftreten, wird aus dem Spaß bitterer Ernst.

Und so ähnlich war es doch auch für die meisten Menschen in unserem Land, als die Zahl der Infizierten anstieg.

Die Pandemie, welche wir aktuell erleben, ist leider auch ein Katalysator für die Verbreitung von Verschwörungstheorien und „Fakenews“ aller Couleur. Häufig behaupten die Verfasser dieser Texte, dass Politiker und andere prominente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hinter dem Ausbruch der Pandemie stecken würden, weil sie angeblich dunkle Machenschaften verfolgen. Oder aber sie zweifeln die Existenz der Pandemie per se an. Obwohl jeder gesunde Menschenverstand diese wahnwitzigen Behauptungen nicht für bare Münze nehmen sollte, breitet sich im Internet ein „Verschwörungsvirus“ aus, welches ein viel höheres Gefahrenpotenzial hat als das SARS-CoV-2. Denn die Risiken, die die Verbreitung von „Alternativen Fakten“ birgt, liefert uns Heinrich Heine in seinem Bericht sehr gut. So schreibt Heine, dass man in Paris Menschen mit seltsamen Pulver fand. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht, dass jene Personen „Giftmischer“ seien und hinter dem Übel stecken würden. Es versammelte sich ein Mob, der die vermeintlichen „Giftmischer“ zu Tode prügelte. Später fand man allerdings heraus, dass das Pulver kein Gift, sondern ein Schutzmittel war.

An dieser Stelle möchte ich folgendes Zitat von Heinrich Heine erwähnen: „Angst ist bei Gefahren das Gefährlichste.“

Heinrich Heines Bericht ist sehr lesenswert, da er in gewissen Maßen ein Spiegelbild unserer heutigen Gesellschaft ist. Denn der Text hat noch einige weitere Parallelen zum aktuellen Zeitgeschehen. Aufgrund dieser Parallelen halte ich diesen Text aktuell für sehr lesenswert.

Max Opel, MSS 13


1 Johann Friedrich Cotta (1764 – 1832) war ein deutscher Verleger aus Stuttgart. Er verlegte einige große Autoren seiner Zeit. Darunter waren: Friedrich Schiller, Johann Wolfgang Goethe, Alexander von Humboldt und Annette von Droste-Hülshoff.