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Weimar – Klassik, Bauhaus, Geschichte

Eine Studienfahrt der Jahrgangsstufe 12

Vom 27. bis 31. März unternahmen wir unsere Studienfahrt nach Weimar. Doch schon vor der Abreise erwarteten uns ungeahnte Schwierigkeiten: Genau für den 27. März hatten die Gewerkschaften einen Streik organisiert, der den gesamten Bahnverkehr lahmlegte. Innerhalb weniger Stunden mussten wir uns um eine Alternative für die Anreise kümmern und fuhren deshalb mit dem Bus. Die Fahrt selbst verlief dann ohne Probleme, so dass wir nach gut vier Stunden unsere Unterkunft, die Europäische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Weimar, erreichten.

Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, führte uns ein ausgedehnter Stadtrundgang an zahlreichen bedeutenden Sehenswürdigkeiten von Weimar vorbei. Zunächst stießen wir auf das Denkmal von Johann Gottfried Herder vor der später nach ihm benannten Kirche. Herder war 1776 auf Wunsch Goethes nach Weimar gekommen und wirkte hier als Superintendent und Pfarrer der Stadtkirche St. Peter und Paul. In der Kirche selbst bestaunten wir vor allem den von Lucas Cranach geschaffenen Altar, der neben dem Gekreuzigten drei Männer zeigt: Johannes den Täufer, Lucas Cranach und Luther. Das Altarbild symbolisiert die Erlösung des Menschen allein durch die Gnade Gottes und nicht durch die Kirche und ist somit Ausdruck des Selbstverständnisses der Reformation. 

Über den Goetheplatz mit dem gewaltigen ehemaligen Wehrturm, der von der Stadtbefestigung geblieben ist, und dem Grand Hotel Russischer Hof gingen wir weiter zur Weimarhalle und dem Weimarhallenpark, die auf die Neue Sachlichkeit Anfang der 1930er Jahre zurückgehen und sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Bauhaus-Museum befinden. Von dort führte uns der Weg zum Theaterplatz, auf dem das berühmte Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Nationaltheater steht. Durch die Schillerstraße mit Schillers Wohnhaus und über den Frauenplan mit dem Goethehaus setzten wir unseren Weg fort zum Wieland-Platz mit dem Denkmal von Herzog Carl Augusts Erzieher, dem Aufklärer und Dichter Christoph Martin Wieland, und zum historischen Friedhof.

Hier besuchten wir die Fürstengruft, in der die Särge Goethes und Schillers neben dem des Herzogs Carl August stehen. Angebaut an die Fürstengruft findet sich eine russisch-orthodoxe Kapelle, die auf Veranlassung Maria Pawlownas gebaut wurde, der Schwiegertochter Carl Augusts und Schwester des russischen Zaren.

Die nächste Station des Rundgangs bildeten die historischen Bauhaus-Gebäude. Hier entwickelten Martin Gropius und seine Kollegen die Grundlagen der Bauhaus-Bewegung, bevor sie schon in den 1920er Jahren Weimar verließen und nach Dessau weiterzogen. Die Bauhaus-Bewegung gehört heute ebenso wie das Klassische Weimar zum UNESCO Welterbe. Der Weg war nun nicht weit zum Platz der Demokratie mit dem Reiterstandbild des Herzogs Carl August, dem Fürstenhaus und der Anna Amalia Bibliothek. Carl August und seine Mutter Anna Amalia waren den Künsten zugewandt und holten unter anderen den jungen Goethe nach Weimar. Nach dem Brand des Stadtschlosses war das Fürstenhaus, in dem heute die Musikschule Franz Liszt untergebracht ist, vorübergehend die Residenz Carl Augusts.

Als wir den Marktplatz erreichten, der von dem neogotischen Rathausbau dominiert wird, wurden wir von einem kurzen Schneesturm überrascht. Deshalb schauten wir dann eher aus der Ferne auf das Hotel Elephant, auf den Neptunbrunnen und auf die historische Fassade des Cranachhauses. Der Rundgang endete nach ungefähr drei Stunden vor dem Stadtschloss mit dem Turm und dem Portal aus dem 15. und 16. Jahrhundert sowie den nach dem Brand von 1774 errichteten Gebäudeflügeln, in denen heute das Schlossmuseum untergebracht ist.

Weimar ist die Stadt der Dichter und Denker, weshalb ein Besuch der Wohnhäuser von Goethe und Schiller natürlich nicht fehlen durfte. An unserem „Kulturtag“ nesuchten wir zuerst das Haus am „Frauenplan“, in dem Goethe von 1782 bis zu seinem Tod 1832 lebte und arbeitete. Er lebte dort mit seiner Frau Christiane Vulpius und empfing dort einige der größten Künstler seiner Zeit. 1794 ging das Haus in Goethes Besitz über, da er es von Herzog Carl August geschenkt bekam. Dieses ist noch voller originaler Gegenstände aus Goethes Besitz und komplett eingerichtet. So auch das Arbeitszimmer von Goethe, in dem er einige seiner bekanntesten Werke verfasste. Direkt daneben konnten wir einen Blick in Goethes Sterbezimmer werfen. Das gesamte Haus steckt zudem voller Kunst und Geschichte, die uns über Audioguides nähergebracht wurde. Der Rundgang endete in einem sehr modernen Gebäudeteil, in dem viele Objekte aus Goethes Besitz ausgestellt sind, die keinen Platz im Wohnhaus erhalten haben.

Danach ging es für uns zu Schillers Wohnhaus, in dem er von 1802 bis 1805 mit seiner Familie lebte und welches in der näheren Umgebung von Goethes Wohnhaus liegt. Dort machten wir ebenfalls einen mit Audioguides geführten Rundgang durch das gesamte Gebäude, welches bis auf wenige Ausnahmen leider nicht komplett möbliert ist. Schillers ehemaliges Arbeitszimmer, in welchem er 1805 verstarb, ist jedoch komplett eingerichtet, so dass wir uns einen guten Eindruck davon machen konnten. Da beide Gebäude sehr nah beieinander und sehr zentral in der Stadt liegen, verging kein Tag, an dem wir nicht an einem der beiden Häuser vorbeigekommen sind. 

Ebenfalls am zweiten Tag haben wir uns die Anna Amalia Bibliothek angeschaut. Das Bibliotheksgebäude gehört seit 1998 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Die Anna Amalia Bibliothek ist eine der ältesten und renommiertesten Bibliotheken Deutschlands. Schon bevor sie durch die Herzogin Anna Amalia entscheidend erweitert wurde, wurde sie im Jahr 1691 gegründet und beherbergt eine beeindruckende Sammlung von über zehntausend Büchern.

Zuerst waren wir im Kunstkabinett, in dem mehrere kunsthandwerkliche Gegenstände ausgestellt waren. Danach haben wir uns den Rokokosaal angeschaut, das Herz des historischen Bibliotheksgebäudes. Die Decke war mit einem kunstvollen Deckengemälde geschmückt. Auch an den Wänden befanden sich zahlreiche Gemälde, die den Raum ebenfalls dekorierten. In der Mitte des Raumes standen prächtige Bücherregale, gefüllt mit etlichen Büchern, die bis zu den hohen Decken reichten. Neben den Gemälden schmücken außerdem mehrere Büsten den Rokokosaal. Sie zeigen Persönlichkeiten wie Goethe, Herder oder Wieland.

Dort haben wir ebenfalls erfahren, dass ein verheerender Brand im Jahre 2004 zur Zerstörung eines Großteils der Sammlung führte und auch Teile der historischen Einrichtung zerstört wurden. Glücklicherweise war es möglich, durch eine aufwändige Restauration die Bibliothek wieder aufzubauen und ihre alte Pracht wiederherzustellen.

Abschließend lässt sich sagen, dass der Besuch der Anna Amalia Bibliothek, vor allem für Bücherliebhaber, ein schönes Erlebnis bietet.

Den dritten Tag unserer Studienfahrt widmeten wir dem Thema der Kunst und Architektur und besuchten das Weimarer Bauhaus-Museum, in dem wir einiges zur Geschichte und Entwicklung dieses Architekturstils erlernten.

Im April 1919 wird das Bauhaus von Walter Gropius gegründet, mit dem Ziel, die Zukunft selbst zu erbauen, indem er nicht zwischen Handwerk und Kunst unterschied, sondern beides ineinanderfließen ließ. Dies hatte zur Folge, dass die Schüler des Bauhauses vorrangig erst einmal über die Farb- und Formenlehre unterrichtet wurden. Einen Einblick in diese theoretische Vorlehre erhält man auf dem 1. OG des Museums. Später mussten sich die Auszubildenden für einen Praxisbereich entscheiden, wobei zwischen Keramik, Wandmalerei, Möbeln, Metall, Weberei oder Typographie gewählt werden konnte, was auch durch eine Ausstellung auf selber Ebene betrachtet werden kann.

Dem Leitfaden des Architekturstils folgend, „Volksbedarf statt Luxusbedarf“, entstanden in der Kunstschule Möbelstücke, deren Form sich der Funktionalität unterordnete und so der Zukunft als Vorbild dienen sollte. Das wohl bekannteste resultierende Möbelstück sind die „Freischwinger-Stühle“.

Wir sahen im 2. OG des Museums auch die Gestaltung neuer Bühnenbilder und Darstellungsformen für das damalige Theater, im Fokus stand hier das „Triadische Ballett“, welches einen Zusammenschluss aus Mensch und Raum darstellt.

Aufgelöst wurde das Bauhaus 1933 durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten, da diese eine Bedrohung in den radikalen Ideen und deren Umsetzung sahen. Bekannte Künstler des Bauhauses wurden in weiten Teilen der Welt aktiv und erschufen Werke, die sowohl die damalige Zeit als auch die gegenwärtigen Architekten, Künstler und Designer beeinflussen. Das Bild der Zukunftsrelevanz lässt sich heute zum Beispiel daran ablesen, dass mit dem Einrichtungshaus „IKEA“ Ideen des Bauhauses in der Gesellschaft verankert wurden und nicht mehr wegzudenken sind.

Bevor wir uns auf den Weg zu dem prunkvollen, in Gelb gehaltenen Schloss Belvedere machten, welches auf einer Anhöhe liegt, schlenderten wir gemeinsam durch den weitläufig angelegten Park an der Ilm. Dieser entstand unter Carl August und Johann Wolfgang von Goethe und gilt bis heute noch als der größte, mit vielen verschiedenartigen, außergewöhnlichen Gewächsen gesäumte Landschaftspark des Herzogtums. Vielen ist er auch als „Goethepark“ bekannt. Im Jahre 1998 wurde er zum Weltkulturerbe ernannt. 

Unweit der Naturbrücke konnte man das Gartenhaus von Goethe erblicken und es zugleich auch schnell erreichen. Dieses Gartenhaus diente zeitweise sozusagen als „Geheimversteck“ von Goethe und seiner späteren Frau, Christiane Vulpius. Er lebte hier sogar für sechs Jahre und verfasste dort so manche Gedichte, Texte und Zeichnungen. Auch nach dem Wegzug Goethes in die Stadt blieb es weiterhin ein wichtiger Rückzugsort. Leider konnten wir uns das Gartenhaus nur von außen ansehen.

Weiter auf unserem Weg zum Schloss kamen wir am „Römischen Haus“ vorbei, das dem Baustil römischer Villen ähnelt und unter der Leitung Goethes erbaut wurde. Nach einer kurzen, für uns alle stärkenden Pause wurde unsere Wanderung zum Schloss Belvedere fortgesetzt.

Das Schloss Belvedere ist eine beeindruckende barocke Residenz und wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Es diente als Sommersitz für den Herzog Carl August und seine Mutter Anna Amalia. Johann August Richter ist sowohl für die prächtige Architektur als auch für den wunderschönen Landschaftsgarten verantwortlich, was dieses Schloss so besonders macht.

Um zu unserer Attraktion zu gelangen, sind wir 3,5 Kilometer bergauf gewandert. Dies hat uns als Gruppe zwar einander nähergebracht, jedoch war der Weg viel zu anstrengend für uns und beim Ankommen brauchten wir erst mal eine Pause. Nachdem wir uns innerhalb des Schlosses ein wenig erholt hatten, nahmen wir uns Prospekte und machten uns auf den Weg, das Schloss zu erkunden. Das Schloss besteht aus zwei Hauptgebäuden, dem oberen und dem unteren Schloss, die durch einen weitläufigen Garten miteinander verbunden sind. Unsere Gruppe schaute sich jedoch nur den oberen Teil an, da dieser unsere Aufmerksamkeit mehr anzog (und wir, aufgrund des Wanderns, keine Kraft mehr hatten, um den unteren zu besuchen). Von den Terrassen aus hingegen konnten wir einen atemberaubenden Blick auf die Stadt Weimar und die umliegende Landschaft werfen, wofür das Schloss auch bekannt ist.

Das obere Schloss ist ein dreigeschossiges Gebäude mit eleganten Fassaden und beeindruckenden Innenräumen. Es beherbergte einst die Wohnräume des Herzogs und seiner Familie. Bemerkenswert ist, dass das obere Schloss achsensymmetrisch aufgebaut ist, was es noch faszinierender macht. Das untere Schloss, so fanden manche von uns heraus, war hauptsächlich für repräsentative Zwecke gedacht und diente als Veranstaltungsort für Feste und Empfänge. Im Inneren des Schlosses konnten wir uns die prachtvoll gestalteten Räume anschauen und eine umfangreiche Sammlung von Kunstwerken bewundern. Die Sammlung umfasst Gemälde, Skulpturen, Möbel und Kunsthandwerk aus verschiedenen Epochen. Besonders bemerkenswert ist die umfangreiche Porzellansammlung, die uns einen Einblick in die feine Porzellankunst vergangener Jahrhunderte gibt. Wir konnten nicht nur Kunst ansehen, sondern auch den Klang der Musik genießen, welche von der Musikschule in den das Schloss umgebenden Gebäuden ertönte.

Insgesamt würde ich sagen, dass das Schloss Belvedere ein beeindruckendes architektonisches Meisterwerk mit einer faszinierenden Geschichte ist. Es verkörpert den barocken Glanz vergangener Zeit und ist ein Ort, an dem die Besucher sowohl die Schönheit der Architektur als auch Kunstwerke vergangener Epochen genießen können. Als kleinen Tipp hätte ich nur – falls nach uns weitere Gruppen das Schloss besuchen wollen – , dass man nicht dorthin wandert, sondern stattdessen den Bus nimmt, da dieser nicht teuer ist und man innerhalb weniger Minuten da ist. Dabei spart man sowohl an Zeit als auch an Nerven, da wir uns als Gruppe nur erschöpft gefühlt haben und nicht mehr richtig aufnahmefähig waren. Ein weiterer Ratschlag wäre, einen Reiseführer für die Führung im Schloss zu organisieren, weil die Audioaufnahmen, die uns mitgegeben wurden, sehr lang und teilweise unnötig waren. Ein Reiseführer könnte stattdessen gezielt auf Fragen antworten und informativ knapp zum Punkt kommen.

Während nun also die erschöpften Schülerinnen und Schüler mit dem Bus in die Stadt zurückfuhren, machten sich ein Lehrer und ein Schüler zu Fuß auf den Weg zum Deutschen Bienenmuseum. Es befindet sich in dem ehemaligen Gasthof Goldener Schwan in Oberweimar, der mit dem Innenhof und dem Bienenweidegarten ein sehenswertes Ensemble bildet. Auf zwei Etagen wurden viele Exponate zur Geschichte der Imkerei gezeigt, auch aus NS- und DDR-Zeiten (Etiketten der Reichsfachgruppe Imker / Monats-Soll-Berichte der Imker). Auch das Leben, der Lebensraum, der Lebenszyklus und der Körper der Biene wurden thematisiert. Zu den Ausstellungsstücken gehören auch eine Reihe von Klotzbeuten, Holzfiguren, die als Bienenbehausung dienen. Auf dem Gelände des Museums ist ein Lehrbienenstand mit 7 Völkern sowie eine Freilichtausstellung zu verschiedenen Trachtpflanzen, die den Bienen ein gutes Nahrungsangebot liefern. Auch eine Sammlung verschiedener Stülper bzw. Strohbeuten, wie sie auf den Etiketten des Deutschen Imkerbundes zu sehen sind und die aus der Heideimkerei stammen, werden gezeigt. Im angegliederten Hofladen konnten wir Honige und Produkte aus Bienenwachs erstehen.

Am vierten Tag fuhren wir mit dem Bus zur KZ-Gedenkstätte Buchenwald auf dem Ettersberg. Das Arbeitslager, welches heute als Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus dient, wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 betrieben. In diesem Zeitraum waren insgesamt circa 266.000 Menschen dort inhaftiert. Die Zahl der Todesopfer wird auf 56.000 geschätzt.

Wir erhielten eine Führung durch die Anlage. Dabei erfuhren wir unter anderem, dass die bekannte Aufschrift auf dem Eingangstor, „Jedem das Seine“, von einem Gefangenen gestaltet wurde. Franz Ehrlich, ein Bauhausschüler und seit 1937 in Buchenwald als politischer Gefangener, wurde damit beauftragt. Bei seinem Entwurf verwendete er für die Schrift den von den Nazis verbotenen Bauhausstil. Dies wurde jedoch nie bemerkt, und somit ließ man an das Eingangstor etwas anbringen, was man eigentlich selbst verboten hatte. Dies sei einer der wenigen Wege gewesen, als Häftling Widerstand zu leisten, hieß es von der Mitarbeiterin.

Bei der Führung sahen wir zudem das Krematorium der Anlage. Dort wurden die verstorbenen Gefangenen von ihren Mithäftlingen eingeäschert. Was zunächst wie die letzte Gnade nach dem Tod wirken mag, galt in Wahrheit nur dazu, die Leichen aus dem Weg zu schaffen und die letzten Dinge von Wert, wie beispielsweise Goldzähne, den Nazis zur Verfügung zu stellen. Die Asche wurde auf die Wiese geleert.

Des Weiteren sahen wir weitere Abschnitte des Lagers, ein Modell der gesamten Anlage und Bilder der schrecklichen Verbrechen an den Insassen. Abschließend lässt sich sagen, dass das KZ Buchenwald ein Mahnmal darstellt für die furchtbarsten Dinge, zu welchen die Menschheit fähig sein kann.

In Weimar selbst kann die ehemalige Gestapo-Zentrale im Gebäude des früheren Marstalls besucht werden. Auf dem von den Nationalsozialisten errichteten Weimarforum am Jorge-Semprún-Platz waren überlebensgroße Porträts von überlebenden Zwangsarbeitern aus dem KZ Buchenwald aufgestellt. (Auch der spanische Schriftsteller Semprún war in Buchenwald inhaftiert gewesen und hat über diese Zeit mehrere Bücher verfasst.) An das Hotel Elephant am Marktplatz hatte Hitler einen Balkon anbauen lassen, um sich dort von den Menschen zujubeln zu lassen. Noch vor seiner Machtergreifung 1933 hatte Thüringen eine von den Nationalsozialisten geführte Regierung.

Ein spannendes Erlebnis war am Abreisetag der Besuch des Hauses der Weimarer Republik, bei welchem wir aufgrund der Spontaneität und des Zeitdrucks nicht mehr die Ausstellung besichtigen konnten. Jedoch hat der Einführungsfilm, den wir doch noch gezeigt bekamen, einen besonderen Eindruck hinterlassen.

Die Weimarer Republik entstand nach Ende des Ersten Weltkriegs und war Deutschlands erste parlamentarische Demokratie. Beeindruckend dabei ist, dass vieles, was heute als selbstverständlich angesehen wird, zu dieser Zeit gerade erst entstand und somit für das jetzige Staatssystem in Deutschland prägend ist. Bemerkenswert ist, dass eben eine solche noch nie dagewesene Staatsform unter schwierigsten Bedingungen entstand, da sich das Land nach Ende des Krieges in einem fürchterlichen Zustand befand. Jedoch wurde der Wunsch nach Veränderung und Neuanfang immer größer, so dass die Umsetzung von einer hoffnungsvollen Dynamik getragen wurde. Die Ausarbeitung einer deutschen Reichsverfassung, die Nationalversammlung und deren Tagungen fanden im Nationaltheater Weimar statt, was der ersten deutschen Demokratie auch ihren Namen verleiht.

Die ersten Jahre waren geprägt von wirtschaftlichen und politischen Krisen, wie zum Beispiel der Inflation und dem Hitlerputsch 1923. Nach einem schweren Start erholte sich die noch so junge Demokratie bis 1929. Doch dann kam die Weltwirtschaftskrise: Viele Menschen verloren ihren Arbeitsplatz und ihr Vermögen und waren unglücklich mit der Republik. Davon profitierte die rechtsextreme NSDAP unter der Führung von Adolf Hitler, die die Republik abschaffen wollte. Die Weimarer Republik scheiterte mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten, die durch die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ermöglicht wurde.

Gegenüber dem Ort des damaligen politischen Geschehens, dem Nationaltheater, steht heute das Haus der Weimarer Republik, es erzählt diese Geschichte und soll aufzeigen, wie aktuell vieles davon heute immer noch ist. Ziel der Ausstellung ist es, gegenwartsbezogen am Ort des Geschehens einen Eindruck zu vermitteln, der die Besucher weiterbildet und zum Nachdenken anregt. Wenn man sich das alles genauer anhört, wäre eine Besichtigung der Ausstellung definitiv lohnenswert gewesen, dennoch konnten wir zumindest durch den Einführungsfilm eine Vorstellung davon bekommen, was sich zu dieser Zeit an diesem Ort abspielte und entwickelte.

Ebenfalls am Abreisetag unternahmen wir noch eine historische Erlebnistour im Weimar Haus. Dort entstand vor unseren Augen in prähistorischer Zeit die Landschaft Thüringen, deren Name vom germanischen Gott Thor abgeleitet ist. Wir begegneten Luther bei seinem Wirken in Weimar und natürlich den Dichtern der Klassik, aber auch Napoleon bei seinem Feldzug, dem sich Carl Augusts Frau Luise alleine furchtlos und mutig entgegenstellt.

Im Gegensatz zur Anreise konnte die Rückfahrt mit der Bahn erfolgen. Zwar blieb es auch hier wegen der Verspätung eines unserer Züge spannend, doch kamen wir schließlich nur um eine halbe Stunde später als geplant in Kaiserslautern an. Eine Studienfahrt mit vielfältigen Eindrücken war zu Ende und wir konnten direkt im Anschluss die Osterferien genießen.

Noah Sauther, Eileen Schulz, Maja Pietrzyk, Noelle Scherer, Alexia Vasiliu, Benjamin Bath, Paul Sippel, Markus Bierich

Keine Beiträge für den Artikel lieferten Ferris Böhm (sorgte stattdessen für Alarm in der Nacht), Niklas Fritzinger („Kein Bock“), Damian Polifka (Selfie-Man) und Florian Lederer (auch „kein Bock“?) ab.

Zusammengefügt und ergänzt von Gerhard Hollstein