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„Black Circle“: Klasse 10d veröffentlicht ihren ersten Klassenroman

Endlich ist unser Klassenroman „Black Circle“ fertig! Es fühlt sich einfach nur gut an, das 68-Seitige Resultat von harter Arbeit und Planung in den Händen zu halten.
Eines Tages betrat Herr Sehn, unser Deutschlehrer, den Saal, die Klasse, nichtsahnend, rechnete schon damit, eine neue Lektüre lesen zu müssen und stellte sich bereits auf Protest ein. Demnach war es aber nicht. Stattdessen stellte er uns vor die Wahl: Einen Roman lesen oder doch lieber selbst einen verfassen? Erstaunt fingen alle an, mit ihrem Banknachbarn zu tuscheln. Wir, die 10d, einen Roman verfassen? Wie soll das aussehen? Anfangs schien dieses Entgegenkommen so surreal, sodass niemand in der Anfangsphase damit rechnete, dass es wirklich so kommen würde.

Die demokratische Abstimmung war eindeutig, endlich kam mal wieder etwas Abwechslung in den Deutschunterricht! Alle waren Feuer und Flamme, ihre Ideen umzusetzen, wo es schon zu ersten Komplikationen kam. Um was sollte es sich in dem Buch handeln, dass es viele Leser anspricht, altersgerecht ist und alle Schüler damit einverstanden sind? Während die einen detailliert an romantischen Liebesgeschichten tüftelten, wollten die anderen Blut und Gemetzel sehen. So konnte man definitiv nicht arbeiten. Letztendlich arbeiteten wir in Gruppenarbeiten grobe Ideen für den Handlungsverlauf aus, und wie man sehen kann, ist das Endergebnis ein Krimiroman geworden.

Zusammengefasst geht es um den hochbegabten Ermittler Peter White, der zusammen mit dem IT-Experten Harry-Björn-Dinkelbert an einem verzwickten Fall sitzt. Drei Jugendliche gleichen Alters wurden nach dem gleichen Schema ermordet, um jede Leiche wurde ein mysteriöser schwarzer Kreis gezogen. Peter erkennt, dass es zwischen den Morden einen Zusammenhang gibt und will verbissen diesen Fall lösen, doch er ahnt vorerst nicht, dass hinter den Mordfällen eine tiefgründige Hintergrundgeschichte steckt.

Die Geschichte, wie sie jetzt geschildert wird, war natürlich nicht von Anfang an so. In Gruppen arbeiteten wir an den Charakterisierungen der handelnden Charaktere und so nahm nach und nach die vorerst schwer greifbare Idee Gestalt an. Dann ging es ans Schreiben. Es wurden Gruppen mit jeweils drei Schülern gebildet, die ein Kapitel fertigstellen sollten. Unsere Gruppe arbeitete am ersten Kapitel. Was soll ich sagen- es fiel mir schwerer, das Kapitel zu verfassen, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich lese zwar sehr viel in meiner Freizeit und schreibe auch durchaus den einen oder anderen Text oder Artikel zu bestimmten Themen für die Schülerzeitung, jedoch standen die meisten das erste Mal unter Druck, so eine Schreibarbeit rechtzeitig fertig zu bekommen. Im Computerraum hatten wir Zeit, in unseren Gruppen zu arbeiten, doch saßen wir teilweise 10 Minuten an einer Zeile, bis sie perfekt war. Es mag vielleicht an meinem angeborenen Perfektionismus liegen, ich weiß es nicht, aber ich wollte unbedingt, dass das Kapitel gut wird, denn das erste Kapitel entscheidet, ob der Leser weiterhin interessiert daran ist, das Buch weiterzulesen! Während andere sagten, dass uns das Kapitel gut gelungen sei, überarbeiteten wir es ständig neu. „So fühlt es sich wohl als Schriftsteller an“, dachte ich. Es gibt einen festen Abgabetermin, und bis dahin muss man die perfekten Worte gefunden haben. Wenn einmal der Schalter umgelegt ist, dann fließen die Worte wie Wasserfälle dahin, doch der entscheidende Punkt kam und kam nicht und ich wurde unruhiger. Doch passierte es Gott sei Dank zwei Tage vor Abgabe doch noch endlich und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Ich persönlich schreibe wirklich gerne und bin auch sehr an der Literatur im Allgemeinen interessiert. Es war für mich eine komplett neue Erfahrung, das, was ich verfasst habe, auch wirklich an die Öffentlichkeit zu bringen. Um hier noch eine weitere Perspektive einfließen zu lassen, habe ich noch meinen Klassenkameraden Alexander Delb befragt:

„Ja, ich habe auch für das Schreiben dieses Romans abgestimmt, da ich Spaß daran finde, meine eigenen Ideen umzusetzen. Insgesamt war das Arbeiten in einer Gemeinschaft sehr gut, die meisten haben sich in das Projekt mit eingebracht, natürlich kam das auch darauf an, mit welchen Leuten man in einer Gruppe war. In meiner Gruppe war es zumindest so, dass von allen die Ideen gut aufgenommen wurden und bei Unstimmigkeiten wurde kooperativ gehandelt, was ich eigentlich auf die ganze Klasse übertragen kann. Klar gab es auch den Einen oder Anderen, der nicht so motiviert war, aber das war eher Ausnahme. Ich war am letzten Kapitel beteiligt und mir persönlich fiel es nicht besonders schwer, sich in die Geschichte zu versetzen, da wir wirklich alles Schritt für Schritt ausgehandelt haben, dass es kaum zu Unverständnissen kommen konnte. Mir hat allgemein die Selbstständigkeit beim Erstellen der Charaktere oder beim Verfassen der Kapitel gefallen, ich habe mich nie so gefühlt, als wäre alles vorgegeben. Klar hat unser Lehrer dafür gesorgt, dass wir den roten Faden nicht verlieren, aber das hat dazu geführt, dass wir uns nicht allzu verloren bei dem Ganzen fühlen. Es gab endlich wieder etwas Abwechslung im Unterricht, was wir alle, glaube ich, sehr begrüßt haben. Wenn ich Bücher lese, denke ich auch manchmal daran, wie viel Arbeit der Autor wohl dabei hatte, doch es am eigenen Leib zu erleben, ist wieder was ganz anderes. Ich finde schon, dass es eine Einheit werden sollte, die jede Klasse durchführt, denn kreatives Schreiben finde ich persönlich sehr wichtig im Deutschunterricht, zumal man auch die gelernte Theorie besser anwenden kann. Wenn ich die Chance hätte, das Projekt zu wiederholen, würde ich es auf jeden Fall tun!“

Ich denke, dass diese Aussagen für die Allgemeinheit gelten und auch ich kann mich nur anschließen. Das Projekt hat uns allen viel Spaß gemacht und wir freuen uns über jedes Feedback! Anzumerken ist noch, dass man unseren Roman ab einer kleinen Spende von 5 Euro erwerben kann, damit wir die beim Druck entstandenen Kosten decken können.

Einen großes Dankeschön gilt unserem Deutschlehrer Herr Sehn, der dieses Projekt in die Wege geleitet hat. Er hat uns bei jedem Schritt begleitet, an uns geglaubt und es geschafft, die richtige Balance zwischen Selbstständigkeit und Unterstützung zu finden. Ich bedanke mich im Namen der Klassenfür dieses große Engagement und allgemein für all die Mühe, die Sie in ihrem Unterricht aufbringen! Das ist nicht selbstverständlich und Sie haben großen Respekt in unserer Klasse verdient. Auch bedanken wir uns bei Frau Schneble und Frau Schieffer, die uns ebenfalls bei unserem Vorhaben unterstützt haben. Unsere Widmung gilt unserem verunglückten Klassenkameraden Robin, der so von uns alle Unterstützung auf dem Weg der Genesung bekommt.

Angehängt wird nun noch eine Leseprobe des ersten Kapitels, die vielleicht Neugierde und eventuell Lust auf mehr beim Einen oder Anderen beschaffen könnte. Viel Spaß!

„Er hatte schon wieder nicht geschlafen. Wieder hat er eine ganze Nacht durchgearbeitet, dunkle Schatten zierten sein blasses, schlankes Gesicht, was es gespenstisch wirken ließ. Die schwarzen Haare betonten seine geisterhafte Erscheinung. Trotz allem fiel sein sonderbares Aussehen nicht wirklich auf. Peter lernte früh, im Schatten anderer zu stehen und sich so ihm wichtigeren Dingen zu widmen. Im frühen Kindesalter konnte er sich schon für Bücher begeistern. Nicht die gängigen Abenteuer- oder Gruselgeschichten, wie andere Kinder sie von ihren Eltern vorgelesen bekamen, nein, abends, wenn seine Mutter schlief, kletterte er die morsche Treppe zum Dachboden nach oben, um in den Kisten nach den verstaubten, alten Krimiromanen, die seine Mutter so sehr liebte, zu kramen. Mit einer warmen Decke und einer Kerze, die den Raum zwar spärlich, aber ausreichend beleuchtete, setzte er sich in die am Fenster befindende Nische und brachte sich nach und nach das Lesen selbst bei. Ja, seine Mutter las ebenfalls, wenn sie nicht gerade im Alkoholrausch herumschrie oder wirres Zeug erzählte. Man müsste davon ausgehen, dass seine Mutter angetan von den frühen Talenten ihres Sohnes war und ihn mit Stolz erhobener Nase den Eltern und Erzieherinnen im Kindergarten präsentierte, so war es jedoch nicht. Stattdessen war er das seltsame Kind, das immer alleine in der Ecke saß, nie mitspielte, nie wirklich irgendwo dazugehörte und auch nie Anerkennung bekam.“

Sandra Schorr, 10d