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Das Klo–bakel: Wann tut sich endlich etwas?

Beitragsbild: Aufruf der SV in einer Toilette im M-Bau

Über keinen anderen Ort an unserer Schule gibt es so viel Zwiespalt, wie über diesen. Die einen meiden ihn um jeden Preis und lassen sich nicht einmal für die dringendsten Erledigungen dorthin zerren, die anderen verschanzen sich schon förmlich in ihm, denn für sie sind Gestank und Schmierereien lange nicht so schlimm, wie die Pausen in eisiger Kälte und die Lehrer, die sie dorthin verbannen wollen. 

Die Rede ist vom Geschäftszimmer – die Toilette, nicht das Sekretariat! Dass auf dem stillen Örtchen wohl schon seit es existiert gelegentlich, aber dafür in erschreckendem Ausmaße randaliert wird, ist kein Geheimnis. Schließlich hat das ja jeder, der dort schon mal seinen Bedürfnissen nachkommen wollte, gesehen (…oder auch nicht, weil sie zu dem Zeitpunkt aufgrund dessen abgeschlossen waren). Darüber wird sich viel geärgert, die Toiletten werden größtenteils gemieden und zum Schandfleck der Schule erklärt… Aber letztendlich bleiben sie notwendig und sind nicht wegzudenken. Das allerdings scheint die unbekannten und zumeist nicht erwischten Klorandalierer nicht großartig zu kümmern. Immer wieder tauchen an den Wänden neue, meist wenig unterhaltsame Sprüche und Witze auf. 
Es werden Rankings von gutaussehenden Mitschülern oder „nervigen Lehrern“ erstellt… Gerade die Zeichnungen von diversen Körperteilen zeugen von der grenzenlosen Kreativität der Klokünstler. 

Wir sind mit diesem Problem nicht allein, denn eigentlich gibt es so gut wie an jeder öffentlichen Bildungsanstalt Deutschlands solche Klo-Hooligans. Dem muss entgegengewirkt werden und deshalb haben schon einige Schulen des Landes verschärfte Kloregulationen eingeführt, wozu unter anderem das simple Abschließen der Räumlichkeiten zählt. Diesen Weg möchte jetzt auch unser geliebtes Burg gehen, denn es ergibt Sinn! Was nicht betreten werden kann, kann nicht beschmiert werden! Einfach! 
Und… wenn man jetzt seine Notdurft verrichten muss?! 
In diesem Falle muss man den nächstbesten Lehrer um Erlaubnis und einen Schlüssel bitten. 
Klingt nach einer einfachen Lösung ohne Komplikationen und größere Einschnitte in das Leben der Schülerinnen und Schüler? 
Naja. 
In den Pausen wären die Toiletten für 15 Minuten offen, doch angenommen, man hat gerade Entfall, wartet auf seine nächste Unterrichtsstunde und muss währenddessen mal. Normalerweise geht man eben aufs Klo und gut ist, doch wenn man erst einen Schlüssel holen muss? Dann geht man eben ans Lehrerzimmer, klopft und besorgt sich einen. Oder man geht ins Sekretariat und holt ihn sich dort. Man macht sein Geschäft und wiederholt anschließend die Wanderung in den Lehrergang zum Abgeben des Schlüssels. 

Mag sein, dass das funktioniert, doch die Schule hat nunmal mehr als nur einen Schüler. Und Lehrer sind – auch wenn‘s manchmal schwer zu glauben ist – nunmal auch Menschen, die auch mal Ruhe wollen, wenn sie frei haben. Wenn jetzt aber ständig Schüler angelaufen kommen, die mal kurz müssen, könnte das auf Dauer echt nerven. Genauso ist es bei den Sekretärinnen. Sie müssen sich sowieso schon jeden Tag fast durchgehend um die Probleme und Anliegen von Schülern, Eltern und Lehrern kümmern, sodass man ihnen nicht noch zusätzlich die Aufgabe zumuten muss, sich darum zu kümmern, dass Schüler auf die Toilette gehen können. Das ist immer noch die Aufgabe unserer Eltern, wenn wir klein sind. Auf dem Gymnasium sollte man es uns schon zutrauen, dass wir das alleine können… 

Zurück zur Problematik: Es nervt! Nicht nur uns, sondern auch die, die uns die Schlüssel geben müssen. 
Und da ist das nächste Problem! 
Zur Zeit darf man sich im Sekretariat nicht mal einen Schlüssel borgen, um einen Raum aufzuschließen, in dem man seinen Turnbeutel vergessen hat, da sich diese sehr leicht missbrauchen ließen. Wenn man sich jetzt aber mit seinem Anliegen zu seinem Lehrer geht, müsste dieser unter Umständen seinen ganzen Bund hergeben, selbst wenn man nur diesen einen Schlüssel bräuchte (vertraut mir, die Wenigsten tragen einen einzelnen Schlüssel lose mit sich herum). Wo bleibt hier die Sicherheit?! 

Zu dem Ganzen kommt noch, dass über sämtliche Toilettengänger eine Liste geführt werden soll, in der dokumentiert wird, wann diese ihr Geschäft verrichten. 
Vorratsdatenspeicherung für Klos?! Wo bleiben die Datenschutz-Politiker, wenn man sie mal braucht?! 
Vor Allem: Was bringt das denn?! 
Man kommt nur mit Schlüssel und wenn man sich in eine Liste eingetragen hat, aufs Klo. Wird jetzt eine Streife angeheuert, die nach jedem Schüler die Kabinen kontrolliert?! Unwahrscheinlich. 
Das wird wohl wie bisher am Ende des Schultages durch die Putzfrauen gemacht. Wenn dabei ein neues Kunstwerk oder eine umgedrehte Kloschüssel gefunden wird, wird das gemeldet und… dann? 
Dann wird man merken, dass diese Regelung nicht wirklich effektiv ist, denn wenn jemand den Donnerbalken verwüsten will, dann leiht sich derjenige eben einen Schlüssel aus. 

Was kann die Schule denn jetzt aber tun? 

Zunächst wäre es sinnvoll, zu wissen, wieso einige Schüler überhaupt so respektlos mit dem Stillen Örtchen umgehen. Die wohl naheliegendste Antwort ist: Sie sind frustriert! Unsere Toiletten – speziell die im M- und A-Bau – sind wahrscheinlich mindestens dreimal so alt wie mancher unserer Lehrer. Sie werden selten bis gar nicht renoviert, da die Stadt nicht gerade Unmengen an Geld für unsere Schule zur Verfügung stellt und bei dem, was wir dann letztendlich bekommen, können wir nicht einmal bestimmen, wo es verwendet wird. Bei dem miserablen Zustand ist es den Randalierern egal, wie die Kabinen aussehen, denn schlechter kann es ja kaum werden. Da helfen die Notizen der SV, die die Leute zum Nachdenken anregen sollen, auch nicht mehr viel. 

Der wohl einzige Weg zur Besserung wäre, die Stadt dazu zu bewegen, das Problem sinnvoll anzugehen und uns das Geld für die Toiletten zu überlassen. Es konnte nachgewiesen werden, dass neue, saubere Toiletten weniger misshandelt werden und darüber sollte man nachdenken. 

Es mag durchaus auch andere Lösungen geben, aber eines ist sicher:
Die Toiletten sollten offen bleiben, denn, was muss, das muss.

Michi Gilcher, MSS 12

Dieser Artikel wurde unter der Überschrift „Kommentar: Das Klo-bakel“ in unserer Print-Spezialausgabe im Sommer 2019 veröffentlicht.