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Reisen und sich finden – Gedichte

Ein Reisegedicht aus der Perspektive des Protagonisten „Tonio Kröger“ aus Thomas Manns gleichnamiger Novelle zu verfassen, dieser Aufgabe stellen sich Schülerinnen und Schüler der MSS 13 aus dem Deutschleistungskurs 2. Unsere Favoriten stellen wir euch hier vor:

 

Verirrter Bürger

Nun endlich bin ich angekommen.

Zurück zum Ursprung, zum Meer, zur See.

Hier, wo träge, salzige Winde wehen

Und Menschen hell sind und gut und schön.

 

Aufs Neue wurd´ meine Welt erleuchtet.

Im Takt zur Quadrille schlägt jetzt mein Herz.

Plötzlich ist sie weg, diese eiserne Kälte

Und an ihrer Stelle steht nun süßer Schmerz.

 

Komik und Elend zehren an mir

Doch über beide Welten will ich fortan schreiben,

Denn die Liebe zum Licht vervollständigt

Diese verfluchte Gabe des Künstlertums.

 

So mag ich es vielleicht überleben,

Bürger und Künstler in mir zu vereinen.

 

Kay Lenz, MSS 13

 

Wer kann nur der Künstler sein?

Wer kann nur der Künstler sein?

Der lebende Mensch? Der Liebende?

der Glückliche? – Oh Nein!

Dies kann nur der Tote sein!

Der Künstler, gefangen in seiner Pein,

stets unter tiefem Druck,

dazu berufen, außermenschlich zu sein,

nicht nach Kunst strebend, nein,

nach ihr lechzend.

 

Und doch vor und um ihn, klein,

lebendig, aber doch pathetisch

schwerfällige Menschlein,

im Reich der Kunst als Schaffende so banal,

aber doch das notwendige Rohmaterial.

 

Der Künstler ist und bleibt

allein der Arbeiter, der Schaffende

ihm verweilt nichts als anteilloses Leid

und doch des Werkes leichtfüßige Schönheit.

 

Separiert und gleichzeitig beobachtet

steht er zwischen zwei Welten,

der des fehlerhaften Künstlers, seinem wunderbaren Werk

und der der naiv, letztlich doch so

gleichgültigen Welt der Menschen.

Henning Kirschbaum, MSS 13

 

Mein wunderbares Ich

Auf einer Reise, die nie endet,

Auf der Suche nach dem Wahren.

Verletzt durch die Vergangenheit,

Vorausblickend in die Zukunft.

 

Getrübt durch all die Menschen hier.

Klar den Blick nach vorne gerichtet,

Schnellen Schrittes gehe ich

In meine neue Welt.

 

In meine Kunst und Literatur,

die ich so sehnlichst brauche.

Doch ist es besser, loszulassen?

 

Verse bleiben Verse.

So scheint es am besten für mich.

Für mein wunderbares Ich.

 

Nicki Krick, MSS 13

 

 

 

Reise zu mir selbst

Ich muss fort.

Verlasse den sicheren Heimathafen,

Auf in neue Gefilde.

Ich weiß nicht, wohin, aber weiß,

ich muss fort.

Will mich selbst finden

Und gleichzeitig vor mir selbst fliehen.

Will ein Künstler sein

Ohne zu wissen, was mich zum Künstler macht.

Der Schmerz der unerfüllten Liebe zerreißt mich

Und das Einzige, was mich zusammenhält,

Ist in die Ferne zu reisen.

Ich muss fort.

Fort von den Problemen, den Sorgen und dem Schmerz

Und fort von euch.

 

Marie-Sophie Ritter, MSS 13

 

 

Die Erkenntnis, die mir die Kunst brachte

Die letzte Blume verwelkt,

der letzte Faden reißt.

Die Welt dreht mir den Rücken zu,

Die Welt sieht mich als Geist.

 

Nach welchem Halt kann ich noch greifen,

Wenn selbst das Haus verloren ist?

Keine Mutter und kein Vater –

Nichts, das sich halten lässt.

 

Oh schöne Kunst der großen Worte.

Hörst du mein Flehen nicht?

Mein Flehen nach Verständnis,

Mein Flehen nach Gleichgewicht.

 

Fort von hier dein Klang mich führt,

Finde ich, was ich begehr’?

Zurück lass ich mein altes Ich

Und sogar das weite Meer.

 

Du wuchst mit mir

Und formtest meinen Geist.

Der Preis, den ich zu zahlen hatte,

Er wurde mich nicht prophezeit.

 

Neue Worte erfüllen meinen Horizont,

Ich schreibe und schreibe und komm nicht los.

In was bin ich gefallen?

Die Kunst ist erbarmungslos.

 

Warum seh’ ich nicht?

Die Einzigen, die ich noch habe, sind:

Verse und Bücher – Bücher und Verse

Und die Kunst treibt mich wie Rückenwind.

 

Doch ließ ich sie los,

Was bliebe mir dann?

In einem Haufen wertlosen Papier

Nur ein einfacher Mann.

 

Ich sehe selbst den Weg, auf dem ich irre.

Gesucht hatte ich einst Reinheit und Frieden.

Doch was ich jetzt sehe,

Damit bin ich unzufrieden.

 

Gäbe ich den Ruhm und Zuspruch auf:

Könnte ich zurückkehren zu meinem alten Haus?

Was ich erbrachte, war voll Kummer und Leiden.

Und darin sehen konnte ich mein Eigen.

 

So bleib ich bei dir, liebe Kunst,

Spiel mit dir dein Lied von Einsamkeit und Schmerz.

Gebe auf, ohne im Klaren zu sein über die Größe dieses Verlusts.

Verlieren werde ich sie nie, die Herzenslust.

 

Antonia Pfeiffer, MSS 13

 

 

Zwiespalt der Gedanken

Das Künstlerische

Oder das Menschliche?

Die Freiheit des Geistes

Oder der Käfig der Gesellschaft?

 

Ist dies einfach nur ein Weg

Oder ein Teil der Reise, um sich selbst zu finden?

Geleitet, um vor den Trieben der Anderen zu flüchten

Oder um sich selbst zu verwirklichen und zu finden?

 

Das Ziel zu erreichen, berühmt zu sein

Oder einfach nur akzeptiert zu werden?

Oder ist das Ziel, das Ende einer jeden Reise nicht,

den Ort zu finden, den wir Heimat nennen?

 

Doch verspüren wir

Auf diesem Weg, dem Weg zu unserer Heimat,

Nicht auch Angst, Unsicherheit

Oder ist es doch eine innere Beklommenheit?

 

Oder sehnen wir uns nach der Sehnsucht

Und verspüren den tiefsten Wunsch nach Zugehörigkeit?

Die Reise ist das Ziel und mein Ziel

Ist meine Heimat.

 

Shari Paul, MSS 13