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Filmkritik: „Intrige“ von Roman Polanski

Bleibt also die berühmte Frage: „Was will uns der Künstler damit sagen?“
Roman Polanski legt während des gesamten Film einen besonderen Fokus auf die antisemitischen Hintergründe der Affäre. Im Film finden sich an vielen Stellen antisemitische Zitate. 
Dies mag wohl daran liegen, dass Polanski selbst in seiner Jugend selbst nur knapp dem Holocaust entging. Er musste im Alter von 10 Jahren vor den Nazis untertauchen und sich alleine durchschlagen. Aber auch in unserer heutigen Zeit ist Antisemitismus noch immer ein Problem. Viele Juden haben Angst, in der Öffentlichkeit eine Kippa zu tragen. Drohungen und Gewalt gegen Juden haben in den letzten Jahren zugenommen. Aber auch andere Minderheiten sind in unserer Gesellschaft bedroht.

Bezweckt Polanski mit diesem Film also eine Gesellschaftskritik?

Oder aber geht es ihm um das Motiv des zu Unrecht verurteilten? Polanski lebt seit einigen Jahren in Frankreich. In vielen Ländern droht ihm die Auslieferung in die USA, da seit 1977 in den Staaten gegen Polanski ein Verfahren wegen Vergewaltigung der damals 13 Jahre alten Samantha Jane Gailey läuft. Polanski gestand zwar die Tat, war für 42 Tage im Gefängnis und wurde auf Bewährung freigelassen. Als sich nach Polanskis Sicht abzeichnete, dass der zuständige Richter sich nicht an die Absprachen halten würde, floh dieser nach Europa. Um welche Absprachen es sich genau handelt, ist nicht klar.
Es könnte also auch sein, dass sich Roman Polanski als eine Art Dreyfus der heutigen Zeit sieht und diese Ansicht mit seinem neuen Werk zum Ausdruck bringen will.

Im Endeffekt kann dies nur der Künstler selbst beantworten, dieser hält sich aber zurück und schweigt lieber.

Grundsätzlich sollte man meiner Meinung nach diesen Film frei von allen Vorbehalten, die man gegenüber Roman Polanski hat, betrachten. Denn die Aussage des Werkes überwiegt hier die des Erschaffers. Hanns-Georg Rodek von der Welt konstatiert: „Er (gemeint ist der Film) ist ein Historiendrama der aufwendigen Sorte, mit einem überzeugenden Jahrhundertwende-Paris, Hunderten von Statisten und verschwenderisch in Szene gesetzten Kostümen. Es ist eine Art historische Enthüllungsgeschichte“. Bei Spiegel Online meint Andreas Borcholte: „Ein beeindruckend präzise inszeniertes, packendes Historiendrama“. Auch bei Rotten Tomatoes hat der Film sehr gute Kritiken. Dem kann ich mich persönlich auch anschließen. Ja, „Intrige“ ist ein Historienfilm und ist somit auch nicht für jeden geeignet. Denn der behandelte Stoff ist schon etwas anspruchsvoller, als die immer gleich wirkenden Actionfilme. Er ist genau deshalb gut, weil in diesem Film eben die Handlung Vorrang vor spannungsgeladenen und mit Effekten überfüllten Szenen hat. Polanskis Werk regt aber auch zum Nachdenken an und man kann auch für sich Erkenntnisse daraus ziehen. Aus diesen Gründen ist „Intrige“ ein Filmgenuss und etwas wirklich Neues in der heutigen Filmwelt. Jeder, der ein wenig Interesse an Gesellschaft und Geschichte mitbringt, sollte sich diesen Film ansehen. Dennoch empfehle ich, dass man sich vor dem Film mit der „Dreyfus-Affäre“ auseinandersetzt.

Max Opel, MSS 12       

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