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Der verkleidete Weihnachtsmann

Hey, ich bin Luisa, 15 Jahre alt. Es war kurz vor Weihnachten, als folgendes passierte…. 

Ich saß gerade in meinem Zimmer an meinen Hausaufgaben und war hochkonzentriert, als mein Zwillingsbruder Max herein stürmte. Sein braunes Haar war zerzaust und seine Lippe blutig. Wie angewurzelt saß ich da und starrte ihn an. Einige Sekunden lang starrten wir uns so an. Ich wartete auf eine Erklärung oder wenigstens irgendeine Reaktion. Vergeblich. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und sprach ihn an. “Was ist? Alles ok bei dir? Warum blutet deine Lippe?” Er war total durch den Wind und konnte nichts anderes antworten als “Da waren zwei… “ Plötzlich brach er ab und verließ den Raum. Ich war sehr verwundert. So kannte ich ihn gar nicht. Ich konnte mir sein Verhalten überhaupt nicht erklären. Ich hatte ein sehr mulmiges Gefühl. Ich wusste, da stimmte irgendetwas nicht. 

Am nächsten Morgen verhielt ich mich ganz normal. Alles war wie gewohnt. Ich ging vormittags zu einer meiner Freundinnen, aber Max und ich, wir verabredeten uns um 15 Uhr an der alten Brücke bei uns im Ort, um zusammen zum Weihnachtsmarkt zu gehen. 

Mit ca. 30 Minuten Verspätung kam Max dann doch noch. Mitleidig sah ich mir seine Lippe an. Sie war immer noch stark geschwollen und sah ziemlich schlimm aus. 

Als wir am Weihnachtsmarkt ankamen, war die Stimmung äußerst gut. Wir lachten und hatten viel Spaß zusammen. Es war sehr voll und haufenweise Kinder und Weihnachtsmänner liefen freudig herum. Es roch nach Lebkuchen, Kinderpunsch und Glühwein. Alles war so weihnachtlich. Doch irgendetwas machte mich stutzig. 

Ein Mann mit einem Weihnachtsmannkostüm stand in einer Seitengasse und starrte meinen Bruder Max durchgängig mit einem kalten, schaurigen Blick an.  “Max, Maaaax! Da ist ein Weihnachtsmann, der schaut dich die ganze Zeit an. Kennst du den? Ist das einer von deinen komischen Freunden?” 

Max drehte sich blitzartig um, erstarrte, und rannte dann sofort los und zog mich hinter sich her. Er rannte weiter bis zu einer kleinen Hütte, in der sich die Toiletten befanden. Er schloss die Tür uns. Ich rang nach Luft. Erst jetzt kam ich zu Wort. “Hey, du bist zwar 3 Minuten und 28 Sekunden älter als ich und auch ein paar Zentimeter größer, das heißt aber nicht, dass du mich ohne meine Zustimmung irgendwo hin bringst. Was ist eigentlich passiert? Warum bist du vor dem Mann weggerannt?” 

“Ich kann nichts sagen, Luisa. Ich darf es nicht,” sagte er dumpf. 

Plötzlich hörte ich, wie sich die Tür des Toilettenhäuschens erneut öffnete. Wir beide standen wie angewurzelt da. Ich entschied mich dazu, das Reden zu übernehmen. Doch als ich den Mund öffnete, um etwas zu sagen, fing Max schon an zu schreien und der Mann rannte auf ihn zu. Er packte ihn am Handgelenk, zog ihn aus der Toilette und rannte mit ihm (über die Seitenstraße) davon. 

2 Sekunden lang verfiel ich in Schockstarre, doch dann rannte ich ihnen hinterher. Ich sah, dass der Weihnachtsmann mit meinem Bruder in den Garten eines Hauses einbog und dort verschwand. Dornenweg 23. 

Ich rief die Polizei an. Der Polizist am Telefon meinte, sie wären gleich da. Ich solle nichts unternehmen. Aber das konnte ich nicht. Ich MUSSTE etwas unternehmen. Es war immerhin Max, mein Bruder! 

Ich schlich ums Haus und sah, wie der Mann Max eine Socke in den Mund stopfte und begann, ihn zu fesseln.. Aber sie waren im Haus. Die Frage war, wie waren sie dort hinein gekommen. Wohnte der Mann hier? Mittlerweile hatte mein Bruder aufgehört, sich gegen das Fesseln seines Körpers zu wehren und der Mann wurde schnell fertig. Er war verschwitzt und zog seine Weihnachtsmannmütze sowie seinen künstlichen Bart aus. 

Ich konnte meinen Augen kaum trauen… Es war. . . 

Unser Stiefvater! 

Was sollte das? Mit einem Mal kam ein Hass in mir auf. Ich drückte die Terrassentür auf, rannte auf ihn zu und fing an, ihn anzuschreien. 

“Was soll das. Bist du verrückt? Was machst du mit meinem Bruder?” 

Am liebsten hätte ich ihn verprügelt. Plötzlich zog er ein Messer aus seiner Weihnachtsmann-Manteltasche. Mir gefror das Blut in den Adern. Aber in diesem Moment tauchte die Polizei auf. Ich rannte zu meinem Bruder, der offensichtlich vor Erschöpfung und Schreck ohnmächtig geworden war, und päppelte ihn wieder auf. 

Gemeinsam gingen wir nach Hause. Max erzählte mir, was alles passiert war. Unser Stiefvater lauerte Max eines nachmittags auf und wollte Geld von meinem Bruder, weil unser Stiefvater spielsüchtig ist und pleite. 

Max hatte keins und deshalb hat er ihn verprügelt, Max konnte aber entkommen. 

Naja, jetzt war unser Nicht-Vater wenigstens hinter Gittern und wir können das Weihnachtsfest genießen, sobald wir uns von dem Schreck erholt haben. Es ist ja schon bald Heiligabend! 

Geschrieben von Mia Pagenstecher, Marie Friedrich und Lena Bellotto, Klasse 8